Dr. Inoszka Prehm hat Erfahrungen, Gespräche, Reflexionen in Bilder gegossen. Provozierend und nachdenklich machend bringt sie Situationen auf den Punkt. Es sind Begebenheit aus ihrem Leben und Erleben: Prehms (Tier-)Leben, - ein Titel mit Augenzwinkern. Ein Buch, das den Leser der ganz persönlich gestalteten Cartoons einlädt, an ihrem Leben und Erleben teilzunehmen, nachzudenken ... weiterzudenken.
Daher ziehen sich die Themen Frauen, Lesben und Transsexualität durch die Bilder und Zeichnungen. Im Grundton verspielt, zwischen Ironie und Sarkasmus, - aber stets mit Humor; auch wenn er zuweilen tief-schwarz ist.
Erstmalig finden sich 70 Jahre Lebensgeschichte in einem Cartoon-Band versammelt. Für die vielseitige Künstlerin Inoszka Prehm bietet Kunst eine großartige Möglichkeit, viele schmerzliche Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten, sowohl berufliche als auch private. - Ein Genuss, - wenn auch manchmal bitter im Nachgang.
Inoszka Prehm Inoszka Prehms (Tier-)Leben Taschenbuch: 120 Seiten Preis: EUR 12,90 ... bestellbar hier: info@bockenheim-aktiv.de.
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Inoszka Prehm Inoszka Prehms (Tier-)Leben
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Hier ein Abriss meines Lebenslaufs: Anno 1942 erblickte ich das Licht der Welt, obwohl ich nachts geboren wurde. Das Unglück aber schläft nicht und es fing damit an, dass Krieg war und ich in eine polnische Familie hinein geboren wurde. Wir waren in Gefahr. Einige von uns überlebten, andere nicht. Wir Überlebenden flüchteten und wurden in einem Vorort Hamburgs sesshaft, wo ich auch später in die Schule ging. 1957 wurde ich mit einem sehr durchschnittlichen Hauptschulzeugnis entlassen. Ich war 14 Jahre alt und in diesem Jahr war zu viel passiert: Ich traf meine erste Liebe, war dem Tod nach einer Blinddarmvereiterung zum zweiten Mal von der Schippe gesprungen, erkrankte an MS, hatte unerträgliche Trigeminusschmerzen, ertränkte sie in Alkohol und betäubte mich durch Drogen. Mein Berufsweg, holperig wie mein Gang, nicht nur durch MS. Trotzdem ging ich den Zweiten Bildungsweg und legte 1964 das Abitur ab. Während einer langweiligen Vorlesung eines unfähigen Professors begann ich 'Männchen zu malen' wie beim Telefonieren üblich. Es kamen statt Männchen viele Weibchen in surrealer Manie dabei heraus. Seitdem hörte ich nicht mehr damit auf, mit Kugelschreiber, Filzstiften, Kohlestiften, Farbstiften, Wachsmalkreide und Ölfarben herum zu pinseln und wendete Collagetechnik an.
Dem Hamburger Bildhauer Werner Brucker, dem ich verschämt meine ersten Blätter vorlegte, machte mir Mut zu zeigen, was ich kann und unterstützte mich durch die Zuwendung von Malstiften. Er war der einzige Mensch vom Fach, den ich an mich heran ließ. Von einem besserwisserischen Kunstprofessor wollte ich nicht beurteilen lassen, was Kunst ist und was nicht. So bin ich Autodidaktin geblieben. Schließlich malte ich während eines Urlaubsemesters in Paris auf der Place St. Michel und die Straßen voll und stellte zum ersten Mal meine Bilder in der Librairie Shakespeare & Company in Paris aus. In Hamburg nahm ich mein Studium erneut auf und stand unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol. 1969 verlegte ich meinen Wohnsitz nach Südhessen, zunächst in den Taunus. Ich war einer großen Liebe dorthin gefolgt. 1972 wurde ich in Frankfurt sesshaft und setzte meinen Weg an der Universität Gießen und in der Malerei fort - trotz ständiger Drogen- und Alkoholexzesse. 1974 spätestens hörte ich damit auf und war von dieser Zeit an bis heute frei von Alkohol und harten Drogen. Die AA (Anonyme Alkoholiker) hat mir das Leben gerettet und bewahrte mich vor dem weiteren Schrumpfen meiner Leber. Ein drittes Mal bin ich dem Tod der Schippe gesprungen. Ein Jahr später brachte ich meine letzte Arbeit ins Universitätsdekanat und brauchte eine Erholungspause. Meinem Job als Journalistin ging ich 1978 nach und die Malerei konnte gedeihen. Noch im selben Jahr verlor ich meinen Broterwerb, weil mein Chef unsere Gehälter durch seine Kehle fließen ließ. Zu alt und zu gehandicapt war ich in meinem Rollstuhl und zu allem Unglück war ich auch noch weiblichen Geschlechts. Ich fand keine Neueinstellung im Bereich der Publizistik. Beruflich wurde ich sesshaft, indem ich meine Praxisräumlichkeit anmietete und die Betreuung Transsexueller beiderlei Geschlechts intensivierte. Bald wurde ich als Gutachterin bei Gericht und von anderen Institutionen anerkannt, obwohl ich über keine traditionelle psychotherapeutische Ausbildung verfüge. Schon Jahre vorher hatte ich mich neben der Journaille mit der psychologischen Betreuung dieses Klientels befasst. All das in diesem Bereich Gesehene und Gehörte und aus den angrenzenden Bereichen wie: Transvestitismus, Homosexualität, Strafgefangenschaft, sexueller Kindesmissbrauch usw. drückte sich in meinen Bildern aus. Ich musste es zum Ausdruck bringen, genau wie die Dinge, die ich selbst als Kind erlebt hatte und die Erfahrungen, die ich als Jugendliche und Erwachsene machte, konnte ich auch nur so verarbeiten. In dieser Zeit vor 10 Jahren wurde mir bewusst, dass ich mit meinen surreal anmutenden Bildern schon längst out bin und entdeckte meine Freude daran, bitter böse Cartoons zu zeichnen, aber die stehen (bis vielleicht auf ein paar wenige Blätter) auf einem anderen Blatt als die Themen der jetzigen Ausstellung. Hier ist nicht ersichtlich, dass ich eine Frau des kleinen Bildformats bin. Da ich nicht auf großem Fuße lebe, kein Atelier habe und immer wieder den Ort des Geschehens wechseln muss, können die Bilder nur von kleinem Umfang sein. (Hier täuscht der Eindruck, denn von jedem Original wurde ein DIN A 3-Druck angefertigt, damit die Bilder für alle Besucherinnen und Besucher von ihrem Platz aus erkennbar sind.) Trotzdem oder gerade wegen der kleinformatigen Bilder fand ich in der Vergangenheit immer wieder Aussteller in Paris, Hamburg, Bochum, Essen, Bremen und mehrmals in Frankfurt am Main, zuletzt im Lesbisch-Schwulen-Kulturhaus. 2005 erkrankte ich erneut an Krebs und wurde in diesem Zusammenhang sechsmal operiert. Es geht mir heute gut und ich hoffe, ein weiteres Mal zu überleben und noch viele bitterböse Cartoons zu zeichnen.
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