„Meditation verleiht uns inneren Frieden, der aus der Stille des Geistes hervorgeht.“ (Dalai Lama)
„Ein Zen-Schüler fragte seinen Meister, wie er denn meditieren solle. Der Meister überlegte lange und antwortete schließlich: „Wenn Du einen Gedanken zu Ende gedacht hast und der nächste noch nicht begonnen hat, gibt es da nicht eine ganz kleine Lücke?“ „Ja“ erwiderte der Schüler. „Dann geh und verlängere sie“, entgegnete der Meister, „das ist Meditation“.
Meditation und andere Formen der „Versenkung“ oder „Innenschau“ sind eine in vielen Religionen geübte grundlegende spirituelle Praxis. Mit Achtsamkeits- und/oder Konzentrationsübungen wird dabei der Geist beruhigt und der Meditierende sammelt sich.
Innerhalb der fernöstlichen Traditionen hat sich eine Vielzahl von Meditationstechniken entwickelt. Einmal finden wir die „konzentrative Meditation“ (Shamata), bei der die Aufmerksamkeit auf ein Objekt gerichtet wird. Dabei kann das Objekt ein Mandala, eine Kerzenflamme aber auch ein Mantra oder der eigene Atem sein. Zum anderen finden wir die Form der Achtsamkeitsmeditation (Vipasana), bei der die Aufmerksamkeit des Meditierenden auf einer distanzierten Haltung besteht, nicht nur gegenüber den äußeren Einflüssen sondern auch den eigenen Gedanken gegenüber.
So finden wir Menschen mit unterschiedlichen Meditationspraxen, von Stille-Meditation bis Tanz-Meditation, von fernöstlichen Bewegungsformen wie Yoga oder Tai-Chi und Qi-Gong bis Geh-Meditation, oder achtsames Tee-Trinken. Alle diese Methoden und sicherlich noch viel mehr können in tiefer Versenkung stattfinden und so dem Ziel näher bringen, die Gedanken zu beruhigen und damit Atmung und Herzschlag. Ist die eigene Konzentration ganz auf das gerichtet, was wir gerade tun, dann kann selbst Fensterputzen meditativ sein.
In westlichen Ländern wird Meditation häufig unabhängig von religiösen Aspekten oder spirituellen Zielen zur Unterstützung des allgemeinen Wohlbefindens und der Entspannung praktiziert. Im Gegensatz zu den religiösen Meditationspraktiken, die Erleuchtung zum Ziel haben ist die Meditation in westlichen Ländern eine absichtslose Konzentration auf eine Tätigkeit oder einen Gegenstand. In dieser Versenkung ist es unwichtig, welcher Form der Gegenstand oder ob es der eigene Atem ist. Das Ergebnis ist im Idealfall, dass man aufhört, innerlich mit sich selbst zu reden. Für mich ist jenseits der Religion das Besondere am meditativen Zustand, dass man dabei all seine Wünsche, Hoffnungen und Befürchtungen vergisst und so in einen Zustand tiefer Entspannung und tiefen Friedens gelangt.
Die Wirkung dieses meditativen Zustands ist sogar neurologisch als Veränderung der Hirnwellen messbar. Der Herzschlag wird verlangsamt, die Atmung vertieft, Muskelspannungen reduziert. Es entsteht Gelassenheit. Haben Sie schon einmal versucht, nicht an rosa Elefanten zu denken, wenn Sie vorher jemand aufgefordert hat, genau das nicht zu tun?
So kann es auch am Anfang geschehen, wenn Sie versuchen nichts zu denken. Häufig kommt genau dann, wenn wir zu Ruhe kommen eine wahre Gedankenflut. Um diese Gedankenflut einzudämmen kann es hilfreich sein, sich auf den eigenen Atem zu konzentrieren. In dem Moment, in dem Sie sich auf Ihren Atem konzentrieren, können Ihre Gedanken in den Hintergrund rücken.
Will dann vielleicht ein Gedanke und dann schon wieder ein Gedanke und schon der nächste auftauchen, können Sie versuchen mit jedem Ausatmen diesen Gedanken mit dem Ausatmen auf eine Reise zu schicken. So ist Platz für einen nächsten Gedanken und besonders die Lücke dazwischen. Wenn Sie den Gedanken keinen Raum geben sich einzunisten, dann können diese an Ihnen vorüber ziehen, ohne dass Sie sie beachten müssen.
Um diese Meditation zu praktizieren müssen Sie nicht im Lotussitz Platz nehmen. Sie brauchen kein Meditationskissen und auch keine Räucherstäbchen und Buddha Statuen oder Ähnliches. Wenn Ihnen das aber hilfreich ist, dann gestalten Sie Ihren „Meditationsraum“ nach Ihren Bedürfnissen.
Sicher ist ein ungestörter und ruhiger Ort und eine Verabredung von einigen Minuten nur mit sich selbst unterstützend. Zum Einstimmen hilft häufig auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers, seinen Bewegungen beim Atmen, der Bewegung des Brustkorbes und des Bauchraumes. Dazu spüren Sie in sich hinein, in Ihren inneren Raum. Vielleicht können Sie auch Ihre Atmung der Nase wahrnehmen, wenn die Atemluft ein und ausströmt. Nehmen Sie sich Zeit dafür, zur Ruhe zu kommen, diesen Zustand der Konzentration auf sich selbst, den eignen Atem oder die Bewegung, die Sie gerade bewusst erleben.
Wenn es Ihnen zunächst gelingt nur einige Minuten achtsam zu sein, dann freuen Sie sich über diesen Zeitraum. In einigen spirituellen Meditationspraxen werden während einer Meditation Mantras rezitiert (ein Mantra ist ein Wort, ein Satz oder ein längerer Text, der „zum Schutz des Geistes“ wiederholend gesprochen wird und im Buddhismus oder Hinduismus religiöse Inhalte hat). Der Vorteil im fortlaufenden Wiederholen von Worten oder Sätzen ist, dass der Geist beschäftigt ist und somit zur Ruhe kommen kann. Sie können ein eigenes passendes Mantra für Ihre Meditation wählen. Gerne schlage ich in Meditationsübungen vor, ein immer wieder folgendes Wort für das Ein- und das Ausatmen zu wählen. Zum Beispiel:
„Gelassenheit“ beim Einatmen und „Loslassen“ bei jedem Ausatmen
Versuchen Sie so lange wie möglich, im Atemrhythmus diese Worte innerlich zu wiederholen. Wollen sich doch immer wieder störende Gedanken dazwischen drängen, setzen Sie sie auf eine Wolke und schicken sie diese mit dem „Loslassen“ einfach weiter. Wenn Sie möchten, schauen Sie doch mal im ABC-Archiv nach dem Buchstaben „A“. Die kurze Anleitung zur Sitzmeditation die Sie dort finden, ist eine Achtsamkeitsübung mit meditativem Charakter. Und bleiben Sie neugierig! Beim Buchstaben „Y“ wie Yoga lernen Sie eine Atemmeditation kennen.
„Die Tür zum Glück geht nach innen auf“
Ein Übungsvorschlag für die kommenden vier Wochen: Nehmen Sie sich möglichst jeden Tag einige Minuten Zeit für eine kleine meditative Auszeit. Nehmen Sie sich möglichst jeden Tag eine Tätigkeit vor, die Sie in meditativer Konzentration ausführen statt eben mal so nebenbei.
Herzlichst Ihre Pia Kruse
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Pia Kruse Beratung-Coaching-Therapie
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